& ich drehe mich um und sehe wie die zeit, mit ausgestreckten armen, an mir vorbeirast. (2/2)
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& ich drehe mich um und sehe wie die zeit, mit ausgestreckten armen, an mir vorbeirast. (2/2)

(…Fortsetzung von Teil 1: http://ahoimaedchen.de/?p=276)

ein monat neuseeland

whananaki

Es gibt eine gute Sache und eine schlechte Sache, wenn man keinen Kontakt zur Außenwelt hat – in Form von elektronischen Funksignalen oder Gesprächspartner in Form von Menschen: das Positive ist, dass man hat Chance hat über viele Dinge nachzudenken und dazu kommt viel zu schreiben. Das Negative an dieser Form ist, dass man merkt, wie sehr einem manche Menschen fehlen – und man sich auf einmal winzig klein fühlt, inmitten von einer wahnsinnigen Landschaft.

Der Kloß wird umso größer, je mehr man nachdenkt, je weniger Chance man hat sich mit irgendetwas abzulenken.

Aber ich denke, dass man genau solche Momente braucht, um zu wachsen und stärker von Innen zu werden. Ich weiß für mich selbst, wie schwer es ist solche Gefühle zuzulassen, aber ich nehme die Herausforderung gerne an mich mir selbst noch häufiger zu stellen.

 

paihia

Die wunderschönen Bay of Islands und der Ort an dem ich mich von meinen lauten Gedankenwirrwarr erholen konnte. Was ich an Neuseeland besonders mag sind unter anderem die vielen kleinen Märkte und Obst- und Gemüsestände, die sich quer durch das ganze Land ziehen. Täusche ich mich, oder ist das zuhause eher eine Seltenheit? Davon muss es viel mehr geben, bitte.

Ansonsten brauch ich eigentlich kaum mehr zu sagen als: Wasser, Meer, Strand, Ruhe.

 

kerikeri

 

Als ich diesen kleinen Ort erreicht habe, hätte ich ihn am Liebsten direkt wieder verlassen, weil mich die Suche nach einem Platz zum übernachten fast wahnsinnig gemacht hätte. Wenn ich doch nur mal die Augen aufgemacht hätte, wäre mir aufgefallen, dass sich der Campingplatz direkt am Anfang der Stadt befindet, huch.

Zum Glück habe ich nicht wieder umgedreht, denn hier habe ich trotz Dauerregen und Matschfüßen tolle Tage mit den Leuten gehabt, von denen mir zwei ganz besonders ans Herz gewachsen sind (und meine Güte, wieso reisen eigentlich so viele Deutsche in Neuseeland umher? Gibts hier was zu sehen? ;) ) :

Tischtennis, Flunkyball, Nächte direkt am Lagerfeuer, BBQ, Wanderung zu den Wasserfällen, verrückte Campingplatzbesitzer, Musik hören und gemeinsam mitsingen, Gitarre und Ukulele, zusammen stundenlang vor sich hinmalen, verrückte Kuh, The Streets bis zum umfallen, ein halb ernst gemeinter Heiratsantrag – und je mehr ich darüber nachdenke, desto schwerer fühlt es sich an, dass ich bereits nach realtiv kurzer Zeit diesen Ort verlassen habe, denn ich vermisse diese Leute und den Ort wirklich sehr. Kerikeri, ich denke oft an dich.

 

 

coromandel

Nachdem ich mich schweren Herzens von Kerikeri und der Möglichkeit zum Cape Reinga zu fahren (blödes Wetter!) verabschiedet habe, hab ich mich nach einem kurzen Stopp in Auckland auf den Weg zum Hot Water Beach in Coromandel gemacht. Hier erlebte ich auch die anstrengendsten 30 Kilometer meines Lebens – eine „Abkürzung“ von der West zur Ostküste, die ich gewählt habe, weil ich mich verfahren habe. Eine ungesicherte, steile, enge, hügelige Straße quer durch den Regenwald. Ich glaube ich habe noch nie so lange für 30 Kilometer gebraucht und habe noch nie so vor Freude aufgeschrien, als ich das Ende erreicht habe. Thank god, i’m still alive. Manchmal ist im Leben also doch der große Umweg besser, als ein Querschnitt um „Zeit zu sparen“.

Gar nicht so einfach ist es allerdings auch einen „Pool“ am Hot Water Beach zu errichten. 2 Stunden vor und nach Ebbe kann man hier direkt am Strand kleine Ausgrabungen machen und sich dann – so soll es ansich sein – entspannt in über 60° heißes Wasser setzen. Das klappt allerdings nur dann gut, wenn das Meer mitspielt und dessen Wellen nicht rau und hoch sind und die vorher ausgegrabenen Löcher wieder mit kaltem Wasser überflutet. Schön war es trotzdem, Muskelkater blieb als Andenken und immerhin 5 Minuten konnte ich mich kochen.

Nichtsdestotrotz ist der Strand ein wunderschöner Ort und ein Platz, an dem man sich einfach nur mit einem Buch und einem Stift in der Hand niederlassen will, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen & dem Meer zu lauschen.

 

napier

 

Napier ist eine der Orte, an denen ich mich sofort wohlgefühlt habe und wusste, dass ich hier länger als nur ein paar Stunden verbringen möchte.

Vielleicht auch gerade deshalb, weil ich hier zwei Tage und Nächte direkt am Meer geschlafen, zwei neue Bücher gekauft habe und mir Zeit nur für mich genommen habe.

Mal nicht mit Leuten sprechen und nur für sich sein ist gar nicht so schlimm und schwer wie man denkt. Man muss es einfach nur lernen. Und es tut unheimlich gut einfach die Launen rauszulassen, die man einfach gerade hat und keine Rücksicht auf irgendwen anderes nehmen muss.

 

und jetzt

Ich kann nicht sagen, wie sehr ich mich auf die nächsten zwei Monate meiner Reise freue. Ich bin quasi wie ein kleines Kind, das vor einem Schaufenster sitzt und dort all die leckeren, verschiedenen Eissorten sieht & sich nicht entscheiden kann, welche es als erste ausprobieren möchte. Langsamer aber sicher nehme ich fürs Erste Abschied von der Nordinsel Neuseelands, befinde mich zur Zeit in der kleinen Stadt Masterton, kurz vor Wellington, und werde in den nächsten Tagen mit der Fähre Richtung Süden fahren.

Ich bin gespannt auf die Natur dort, auf die Stille, auf die Menschen, auf das Laute, auf die Dinge die ich über mich herausfinden werde & auf welchen Routen ich Rast machen werde. Neuseeland hat so unglaublich viele Ecken, die es zu entdecken gilt, und ich kann es kaum abwarten sie zu erkunden.

Das hier ist, ohne Ausnahme, schon jetzt das schönste Abenteuer meines Lebens.

Neuseeland, du tust mir wahnsinnig gut.

4 thoughts on “& ich drehe mich um und sehe wie die zeit, mit ausgestreckten armen, an mir vorbeirast. (2/2)

  1. Der Wurstvan kommt aber ganz schön rum ;) Freut mich zu hören, dass es dir gut geht und du all das erlebst… aber ganz kurz… kannst Du uns deine Kamera für den Probedreh von BarTv leihen… :P

    • Die gute Wurst ist unterwegs wie eh und je :)
      Äääähm, wenn sie jemand abholen kommt? Haha

  2. Hallo Jessi,
    Es ist schön diese Berichte zu lesen. Toll das es dir so gut gefällt. Hier ist alles ok. Wünsche dir für die nächsten 2 Monate viel Spass und tolle Reiseerlebnisse. Wir fliegen am 09.05. für 2 Wochen nach Spanien.

    LG Onkel Toni und dickes Küsschen.

    • Danke :) Ja, ich könnte mich glatt hier verlieben, so toll ist es. Hach. Zwei Monate noch & mir kommt es vor als wären es nur noch zwei Wochen. Verrückt, wie schnell hier die Uhren ticken. Ich wünsche euch ganz viel Spaß in Spanien & hoffe ihr habt viel Sonne. Hier in Christchurch gibts grad Regen ohne Ende auf den Kopf, bah!
      Ich drück euch fest.

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